Glockenguss
„Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen.“ (2.Kor. 5,17)
Früher stellte man Glocken mit Hilfe einer Lehmform her. Die Form aus Lehm wurde sorgfältigst bearbeitet und entschied über die Qualität, die Schönheit sowie den Klang der entstehenden Glocke. Jede dieser Lehmformen war einzigartig; ein Fachmann und Könner stellte sie her. Das Aufbauen einer guten Lehmform erforderte Genialität, außerordentliche Geschicklichkeit, Wissen, Zeit, Mühe und größte Sorgfalt.
Der natürliche Mensch kann mit einer solchen „Lehmform” verglichen werden. Zunächst steht das Kind, das noch nicht errettete Menschlein, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Gott will es, während es heranwächst, mit seiner Meisterhand bis ins Detail genau nach Plan gestalten, wobei aber stets der freie Menschenwille respektiert wird. Schon ein kleines Kind kann Gottes Hand und seine Zuwendung spüren. Und es trifft bereits Entscheidungen – für oder gegen die Liebe, für oder gegen IHN.
Schauen wir weiter beim Glockenguss zu. Sobald die Lehmform vollendet war, kam der große Tag, an dem sie tief in die Gießgrube versenkt wurde. Dann goss man von oben, aus dem Schmelzofen, das flüssige, glühende Metall (die „Glockenspeise“) hinein. – Und von diesem Tag an war alles anders!
Sobald das Metall erkaltet war, hatte die Lehmform ihre Aufgabe erfüllt. Bis dahin hatte sich alles um sie gedreht, nun aber war es damit vorbei. Sie musste beseitigt werden. Man hob sie ab und entfernte alle ihre Reste; man musste sie ggf. auch zerbrechen, damit die Glocke zu ihrer Bestimmung kommen, ihren Platz einnehmen und ihren Klang entfalten konnte.
„Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist.“ (Johannes 3,6)
Das Kind Gottes mag äußerlich noch so aussehen wie vor der Wiedergeburt, doch sein neues Ich in Christus, sein verborgener innerer Mensch, ist von ganz anderer Art. Als eine neue Schöpfung bist du Geist – so wie Gott, dein Vater! Du hast jetzt die göttliche Natur in dir. Du bist Geist und bist völlig eins mit Gottes Geist. Dein neues Ich will, was Gott will. Es liebt, was Gott liebt, und hasst, was Gott hasst. Das ist deine reale Erfahrung, solange du durch Glauben in Christus bleibst.
Identifizieren wir uns weiterhin mit dem Lehm, anstatt uns als die Glocke zu sehen, dann sind wir nicht in der Wirklichkeit. Dann gibt es ständig Streit zwischen dem alten und dem neuen Ich. Dann können wir auch mit den notwendigen Leiden und Schwierigkeiten im Leben (mit den „Hammerschlägen”) nicht richtig umgehen. Lernen wir hingegen schnell, uns mit der Glocke zu identifizieren, dann werden wir dankbar für jeden kleinen oder größeren „Schlag“, der uns mehr befreit und zum Klingen bringt.